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Sir Bryn Terfel im Gespräch über Inspiration, Tradition und Seemannslieder

12.09.2024

Bryn Terfel

Was hat Sie inspiriert, Sänger zu werden?

Glücklicherweise liegt es mir seit Generationen im Blut – meine ganze Familie liebt es, entweder in der Kirche oder in ihren ausgewählten Chören zu singen, von meinen Eltern über meine Groß- bis hin zu meinen Urgroßeltern. Deshalb war ich irgendwie neugierig und begann schon in sehr jungen Jahren, an lokalen Gesangswettbewerben teilzunehmen. Natürlich gab es einen zusätzlichen Anreiz, einen kleinen, raffinierten Nebenerwerb. Ich dachte, wenn ich erfolgreich wäre, würde ich vielleicht etwas Geld verdienen und mir einen Fußball oder ein paar neue Rugby-Shirts kaufen können! Der Plan funktionierte. Einige Jahre später bekam ich einen Platz an der Guildhall School of Music in London, wo ich fünf Jahre lang studierte, und dann war die Krönung dieser harten Arbeit und Hingabe der Gewinn des Liederpreises beim BBC Cardiff Singer of the World Award mit Anfang 20 – das erlebte ich als meinen Durchbruch. Knapp dahinter folgte der unglaubliche Dmitri Hvorostovsky ...

Welche Rollen welcher Komponisten singen Sie aktuell am liebsten?

Als Bassbariton stoße ich bei bestimmten Komponisten oft schnell an meine Grenzen: Zunächst standen Werke von Mozart ganz oben auf meiner Liste, viele Jahre lang mein Aushängeschild, und dann musste ich sie leider aufgeben. Ich wäre gerne zu schwierigeren Verdi-Rollen wie Rigoletto, Boccanegra und Jago übergegangen, aber sie waren stimmlich außerhalb meiner Reichweite und ich musste mich damit zufriedengeben, bei meinem geliebten Falstaff zu bleiben. Ein Komponist, dessen Rollen mir im Laufe der Jahre wie angegossen gepasst haben, war Wagner: aufschlussreich in der Auseinandersetzung mit den Hauptfiguren
Wotan, Sachs, Wolfram und dem Holländer. Perfekte Rollen für die Bassbariton-Stimme, wenn das Timing stimmt!

Die Queen hat Ihnen mehrere Titel verliehen und auch bei der Krönungszeremonie von King Charles III. haben Sie gesungen. Was bedeutet Ihnen das?

Die Titel, die mir verliehen wurden, sind für mich in der Tat eine unglaubliche Ehre. Sie ehren nicht nur die eigenen Leistungen, sondern auch meine Familie und Freunde und das gesamte Team, das mich umgibt. Dass ich bei der Krönung von Charles III. das „Kyrie eleison“ auf Walisisch singen durfte, hat mich zutiefst berührt, denn meine Herkunft ist ein wichtiger Bestandteil meiner Identität. Als zusätzlicher Anreiz kam ein neu in Auftrag gegebenes Stück des damaligen Prinzen von Wales hinzu. König Charles liebt klassische Musik wie kein anderer innerhalb der königlichen Familie. Und da er als Galionsfigur vieler mit Musik verbundener Institutionen tätig war, fiel mir die Entscheidung, Teil einer solchen Zeremonie zu sein, ziemlich leicht!

Hat Ihre Herkunft auch Ihr aktuelles Album geprägt, das aus traditionellen Seemannsliedern besteht?

Auf jeden Fall! Mein Album „Sea Songs“ mag für manche eine Überraschung sein, doch ich habe seit meiner Kindheit neben meinem klassischen Repertoire auch schon immer Folk-Musik gesungen. Dabei habe ich aber nicht nur maritime Volks - lieder aus meiner Heimat aufgenommen, sondern auch Folk-Musik von den Küsten Englands, Irlands, der Shetlandinseln, der Bretagne bis hin zu den Bahamas und Neuseeland. Lieder wie „The Wellerman“, „Whiskey Johnny“ oder „Drunken Sailor“ erzählen kleine Geschichten und ich liebe es, wie man eine ganz klare Vorstellung vom Leben als Seemann und von der hohen See bekommt. Ich freue mich ganz besonders, dass offenbar auch die junge Generation begeistert von diesem Genre ist. Auf TikTok und anderen sozialen Medien gingen vor einiger Zeit die sogenannten „ShantyToks“ viral. Das zeigt, wie zeitlos diese wunderbaren Werke sind und wie sie – passend zum diesjährigen HERBSTGOLD-Motto – über Generationen hinweg „verführen“!

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