Staraufgebot mit Karl Markovics, Bryn Terfel und Haydn beim HERBSTGOLD – Festival 2024
16.05.2024
Neben Yefim Bronfman, Gautier Capuçon oder Martha Argerich, den Größen der Instrumentalmusik, halten mit Karl Markovics teilweise außermusikalische Programmpunkte Einzug ins HERBSTGOLD – Festival. Mit Bryn Terfel kommt die Vokalmusik nicht zu kurz. Selbstverständlich darf auch Eisenstadts Genius loci Joseph Haydn, bis heute leuchtender Star am Komponistenhimmel, beim HERBSTGOLD – Festival nicht fehlen.
Karl Markovics und das HERBSTGOLD Festival 2024
Die Sonntagsmatinee am 15. September um 11 Uhr widmet sich jenen Künstler:innen, deren Musik im „Dritten Reich“ verboten wurden: Stücke von Personen jüdischen Glaubens, Kommunist:innen und Modernist:innen blieben ungehört, mehr als 200 (!) Komponist:innen selbst wurden grausam verfolgt, ermordet oder zur Flucht getrieben. Im Haydnsaal von Schloss Esterházy wird Schauspieler Karl Markovics einige ihrer einst verbotenen Meisterwerke präsentieren. Begleitet von einem Streichquartett, Klavier und Klarinette, die diese Musik wieder zum Klingen bringen, soll das Vormittagskonzert zum Innehalten und Nachdenken, aber auch zum Genießen anregen.
International bekannt wurde Karl Markovics mit dem österreichisch-deutschen Film „Die Fälscher“, der im Rahmen von HERBSTGOLD am 17. September um 19.30 Uhr im Empiresaal von Schloss Esterházy gezeigt wird. Das Drama wurde im Jahr 2008 als erster österreichischer Beitrag mit dem Academy Award für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet – dem sogenannten „Auslands-Oscar“. Karl Markovics glänzt hier in der Rolle des Salomon Sorowitsch, der als Insasse des KZ Sachsenhausen von den Nationalsozialisten zur Banknotenfälschung gezwungen wird. Diese unter dem Codenamen „Aktion Bernhard“ laufende Unternehmung sollte zu einer der bekanntesten Geldfälschungsaktionen der Geschichte werden. In seiner Handlung voller moralischer Fragen und Gewissenskonflikte bleibt der kammerspielartige Film ganz nah an den Figuren: Zum Teil mit einer Handkamera gefilmt, fängt er auch die flüchtigste Mimik seiner Protagonisten ein.
Beim Talk um 6 widmet sich Karl Markovics am 17. September um 18 Uhr mit weiteren Gesprächspartnern wie etwa Julian Rachlin dem Thema „entartete Kunst“. Im Jahr 1937 präsentierte das nationalsozialistische Regime in einer gleichnamigen Ausstellung Kunstwerke, die als minderwertig propagiert wurden. Als Gegenstück zu der zeitgleich präsentierten „Ersten Großen Deutschen Kunstausstellung“, die von den Nationalsozialisten geförderte Kunststile zeigte, sollten Kunstrichtungen wie Expressionismus, Neue Sachlichkeit oder Surrealismus abgewertet werden. Werken von hochrangigen Künstler:innen wie Wassily Kandinsky, Oskar Kokoschka, Edvard Munch oder Marc Chagall wurde dabei jegliche künstlerische Bedeutsamkeit abgesprochen. Der Talk um 6 diskutiert anhand dieser historischen Episode Fragen um Kunst und deren Freiheit, die bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren haben.
Bryn Terfel beim HERBSTGOLD – Festival: Ein Abend quer durch sein Repertoire
Das Motto des HERBSTGOLD – Festivals 2024 lautet „Verführung“ – wohl kaum ein anderer Sänger verführt sein Publikum auf so vielfältige Weise wie Bryn Terfel. Sir Bryn Terfel, um genau zu sein, wurde er doch bereits 2017 zum Ritter geschlagen.
Am 13. September steht der Haydnsaal im Schloss Esterházy ganz im Zeichen seiner Sangeskunst. Dem Bassbariton aus Wales gelang der internationale Durchbruch als Jochanaan in Richard Strauss‘ „Salome“ bei den Salzburger Festspielen 1992, doch er ist in fast allen musikalischen Genres zuhause. Dass er Franz Schubert, den Meister des intimen Kunstlieds, ebenso differenziert zu interpretieren versteht wie den expressiven Wotan aus Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, mag vielleicht nur wenig überraschen. Dass er aber auch im Musical – man denke an seine Auftritte in „Sweeney Todd“ oder „Anatevka/Fiddler on the Roof“ – und im Volkslied versiert ist, zeigt die faszinierend breite Palette seines Könnens. Als stolzer Waliser liegen ihm zudem die Lieder und die Sprache seiner Heimat am Herzen. Bei der Krönung von König Charles III. in Westminster Abbey erfüllte seine Stimme die alten Mauern der Kirche mit einem Kyrie – gesungen auf walisisch!
Diesen reichen musikalischen Schatz bringt Terfel für seinen Auftritt beim HERBSTGOLD – Festival nach Eisenstadt. Bei seiner Interpretation von Werken von Claude Debussy, Franz Schubert oder Gerald Finzi wird er von Hannah Stone auf der Harfe und Annabel Thwaite am Klavier begleitet. Freuen Sie sich auf einen Abend, der dem diesjährigen Motto „Verführung“ auf ganz besondere Weise gerecht wird!
Musik in „seiner“ Stadt: Joseph Haydns Meisterwerke beim HERBSTGOLD – Festival 2024
Ein Musikfestival in Eisenstadt ohne die Werke des großen Haydn? Undenkbar! Seit seiner Einstellung im Jahre 1761 beim Fürsten Esterházy gehören der „Vater der Wiener Klassik“ und die heutige Hauptstadt des Burgenlands einfach zusammen. Das HERBSTGOLD – Festival feiert diesen „local hero“ natürlich auch in „seinem“ Saal – dem Haydnsaal von Schloss Esterházy.
Zwei der berühmtesten Sinfonien Haydns erklingen bereits beim Eröffnungskonzert am 11. September ab 19.30 Uhr.
Die Sinfonie Nr. 82 in C-Dur (Hob. I:82), eine der sechs „Pariser Sinfonien“, entstand im Jahr 1786. Bekannt wurde das Werk unter dem Titel „Der Bär“. Der Beiname stammt zwar nicht von Haydn selbst, doch Zuhörer:innen des 19. Jahrhunderts erinnerte der finale Satz mit seinen imitierten Dudelsackklängen an die Begleitmusik der damals populären Bärentänze. Hören Sie in den tiefen, sonoren Tönen das Brummen von Meister Petz heraus?
Mit der Sinfonie Nr. 100 in G-Dur (Hob. I:100) erweckte Haydn Mitte der 1790er hingegen ganz andere Assoziationen: Die an die Janitscharenmusik des 18. Jahrhunderts angelehnten Knalleffekte und Signaltrompeten im zweiten Satz führten zum Beinamen „Militärsinfonie“. Auch sie ist im Zuge des Eröffnungskonzerts von HERBSTGOLD zu erleben.
Am 14. September spielt sich Polina Osetinskaya ab 11 Uhr im Empiresaal von Schloss Esterházy meisterlich durch Haydns Variationen in f-Moll (Hob. XVII/6). Zwei Hauptmelodiethemen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lässt der Komponist hier auf dem Klavier durch verschiedene Tonarten, Klangfarben und Stimmungen laufen. Schwermütig, dramatisch, voller Kontraste und seiner Zeit voraus – mal meint man einen Beethoven zu hören, mal nimmt das Werk die Melancholie der Romantik vorweg – verführt Haydn hier nach allen Regeln der (Ton-)Kunst!
Bis in die 1960er Jahre galt Haydns erstes Cellokonzert (Hob. VIIb:1) als verschollen. Mit der Aufführung beim HERBSTGOLD – Festival 2024 im Schloss Esterházy kehrt es zu seinen Wurzeln zurück. Haydn komponierte es in seinen ersten Dienstjahren unter Fürst Nikolaus I. für die fürstlich-esterházy’sche Kapelle. Der französische Virtuose Gautier Capuçon widmet sich am 22. September um 11 Uhr zum krönenden Abschluss des Festivalprogramms diesem Standardwerk für Cellisten. Für den letzten Satz seines Cellokonzerts holt Haydn alles aus dem Streichinstrument heraus. Hohe Passagen kontrastiert er so schnell mit tiefen Tonfolgen, dass man den eigenen Ohren nicht mehr trauen mag. Erst ein Blick auf den Solisten versichert: Ja, da spielen nicht zwei Instrumente, sondern wirklich nur eines. Orchester und Solist wetteifern zwischendurch um das Tempo, die Saiten schwingen immer schneller, die Finger flitzen über die Instrumente und schließlich erreichen beide ihr gemeinsames Ziel im einenden Akkord – ein Kunststück, das eben nur die Musik vollbringen kann!
Sie sind neugierig geworden, mit welchen Konzerten das HERBSTGOLD – Festival 2024 sonst noch aufwartet? Klicken Sie sich hier durch das vielfältige Festivalprogramm und geben Sie sich ganz dem diesjährigen Motto hin: Lassen Sie sich verführen!